Die Aufgabe
Lebensgefühl Lolita? Ein süßer Selbstversuch
Wie alles begann...
Im Fach Onlinejournalismus hatten wir die Aufgabe, eine Heldenreise zu erzählen. Die Heldin war in diesem Falle ich. Mein Abenteuer: Eine Reise in die Subkultur der Lolitas. Und damit bin ich wirklich an meine Grenzen geraten.
Samstag-Nachmittag, Olympiapark München.
Die Lolitas treffen sich zum gemeinsamen Flohmarkt-Besuch. Mittendrin: Ich!
GEMAfreie Musik: Feeling Good, https://audeeyah.de
Was bedeutet „Lolita“?
Was bedeutet „Lolita“?
Die Lolita-Mode wurde zum ersten Mal 1987 - also vor genau 30 Jahren - im japanischen Modemagazin „Tsushin“ erwähnt und gewann daraufhin zunehmend an Popularität. Vor allem Bands wie "Malice Mizer", die Musikrichtung Visual Kei, und Manga-Serien wie "Princess Princess" machten Lolita bekannt.
Mitte der 1990er Jahre adaptierten immer mehr junge Mädchen in Osaka den Stil ihrer Vorbilder. Von dort verbreitete sich der Look in alle japanischen Großstädte und schwappte Anfang der 2000er Jahre auch nach Europa und in die USA herüber. Ab 2001 gab es bereits Bücher und Magazine in Japan, die sich ausschließlich mit Lolita befassen. Inzwischen ist der Look so erfolgreich, dass ihn sogar große japanische Kaufhäuser anbieten. Mittlerweile gibt es in der Szene auch Jungen und Männer, die solche Kleider tragen, Brolitas (gebildet aus engl. „brother“ und „Lolita“) genannt.
Doch den Begriff Lolita verbinden viele eher mit einem Roman des russisch-amerikanischen Schriftstellers Vladimir Nabokov. Er handelt von der verbotenen Beziehung eines erwachsenen Mannes zu seiner Stieftochter, der zwölfjährigen Dolores. Lolita war eine beliebte Kurzform von Dolores.
Der Roman löste einen Skandal aus und ist bis heute umstritten, da Nabokov oder sein Protagonist und Erzähler Lolita als Kindfrau darstellt, die ihren Stiefvater und weitere Männer verführt. Kritiker empfinden das als Verharmlosung von verbotenem Missbrauch. Vom Roman stammt der Begriff Lolitakomplex. Auch unter dem Namen Nymphophilie bekannt, handelt es sich um das Verlangen erwachsener Männer nach jungen Mädchen. Anders als bei der Pädophilie ist das Objekt der Begierde in der Pubertät oder zumindest deren Anfangsphase.
In Japan gibt es auch den Begriff "Roricon". Er leitet sich von „Lolicon“ ab, was kurz für "Lolitakomplex" ist. Er beschreibt ein animiertes Porno-Genre mit sehr jungen Protagonistinnen.
Die Lolitas selbst lehnen einen Zusammenhang zwischen dem Begriff aus dem Roman und dem gleichnamigen Kleidungsstil strikt ab. Kritiker hinterfragen jedoch die kurzen Röcke und das insgesamt kindchenhafte Erscheinungsbild der Lolitas.
Die Verwandlung
Meine Studiengruppe hat recherchiert und ist auf Marie gestoßen, die seit Jahren den OTT (Over the Top) Sweet Lolita Stil verkörpert.
Meine Herausforderung soll besonders groß sein, daher der Extremstil. Sie soll mich umstylen. Wir vereinbaren einen Termin.
Meine Gedanken kreisen:
Der große Tag
Wie ich in ein paar Stunden wohl aussehen werde?
Hmm...?
Maries Fundus an Kleidung und Accessoires ist beeindruckend groß, aber der Anblick erschlägt mich auch ein bisschen. Das viele Rosa und all die Rüschen sind irgendwie süß. Aber ich kann mir noch nicht ganz vorstellen, so auf die Straße zu gehen.
Kleid
Bluse
Kopfschmuck
Strümpfe
Schuhe
Petticoat
Accessoires
Die Herausforderung
Die Verwandlung Vor und nach meinem großen Umstyling
Ich traue mich auf die Straße. Bevor es los geht, bereitet mich Marie auf das vor, was mich erwarten könnte.
Jetzt wird es ernst
Mit dem Selbstversuch bin ich an meine Grenzen gestoßen und auch die Reaktionen der Passanten waren anders als erwartet...
Neben den bösen Blicken müssen sich Lolitas auch oft dem Vorwurf stellen, dass sie bewusst sexuelle Reize aussenden. Maries Meinung zu dieser Kritik ist jedoch eindeutig.
Was ich mitnehme...
Trotzdem war es eine wertvolle Erfahrung für mich. Ich bin stolz darauf, über meinen Schatten gesprungen zu sein. Den Petticoat habe ich Marie aber gerne zurückgegeben, in ihrem Kleiderschrank ist er definitiv besser aufgehoben!
Redaktion + Links
RedaktionEin Projekt der Akademie Mode und Design München, 4. Semester Modejournalismus/Medienkommunikation
CVD: Anja Kempski und Louisa Persch
Text: Martina Fuhri, Alexandra Sewald, Lena Lanzinger, Anja Kempski, Louisa Persch, Karin Heindl
Layout: Lena Lanzinger
Schnitt: Lena Lanzinger, Karin Heindl, Louisa Persch, Sarah Langer, Tina Fuhri
Social Media: Martina Fuhr, Alexandra Sewald
Interviews: Alexandra Sewald, Louisa Persch
Recherche: Louisa Persch, Martina Fuhri, Alexandra Sewald, Karin Heindl, Lena Lanzinger
Protagonistinnen: Jasmin Schmidt, Marie Pieper, Lena Lanzinger
Dozentin: Angelika Knop
Impressum